Work-Life-Balance: Massnahmen und Konzept

Work-Life-Balance, das zeigen Studien, Befragungen und Statistiken immer mehr, nimmt einen zunehmend höheren Stellenwert ein und ist ein wichtiges Element einer attraktiven und modernen Arbeitgebermarke. Work-Life-Balance umfasst dabei wesentlich mehr als nur weniger Arbeit und mehr Freizeit. Es ist eine die Ausgewogenheit, Harmonie und alle Lebensbereiche umfassende Lebenshaltung gemeint, die Partnerschaft, Kinder, Freizeit, Sinn, Kultur, Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung im Interesse eines ganzheitlichen Lebensstils umfasst und beinhaltet.

Für die Akzeptanz des Work-Life-Balance-Konzeptes ist es massgebend, eine Unternehmenskultur zu schaffen, innerhalb derer sich alle Beteiligten mit der Definition und Bedeutung von Work-Life-Balance, also der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben, identifizieren können. Die Formulierung einer Art „Work-Life-Balance-Leitbild“ kann dabei für ein einheitliches Verständnis sorgen und der oft vorherrschenden Auffassung entgegenwirken, dass es sich lediglich um eine familienbewusste Personalpolitik handelt.

Work-Life-Balance Definition

Übersetzt man den Begriff wörtlich, so kann man von dem Gleichgewicht von Arbeit und Leben sprechen. Da der Begriff „Arbeit“ viel mehr umfasst als die Tätigkeit gegen Entgelt oder den Arbeitsplatz, wird er in den weiteren Ausführungen auf die reine Erwerbsarbeit begrenzt. Dementsprechend umfasst der Begriff „Leben“ alle Bereiche und alles Handeln ausserhalb der Arbeitswelt. In der sich heute ständig wandelnden, schnelllebigen Zeit wird es immer komplizierter ein Gleichgewicht zwischen den beiden Lebensbereichen zu halten, da sich Beruf und Privatleben immer schwerer zeitlich, räumlich, inhaltlich, sozial und motivational voneinander trennen lassen. Work-Life-Balance, mit dem Inhalt ein ausgewogenes Verhältnis von Beruf und Privatleben zu schaffen, ist nicht nur als ein soziales Modell anzusehen, sondern für Unternehmen auch als Instrument für höhere Produktivität, steigende Arbeitgeber-Attraktivität, stärkere Mitarbeiterbindung und -motivation sowie längere Lebensarbeitszeit zu verstehen.

Für Mitarbeitende bedeutet Work-Life-Balance mehr und harmonischere Lebens- und Arbeitsqualität, Sinnstiftung in der Arbeit, Stressminderung, Steigerung des Wohlbefindens und die Balance zwischen Arbeit und Beruf als Chance einer ganzheitlicheren Lebensgestaltung, die versucht, die Interessengensätze zwischen Beruf- und Arbeitsleben zu reduzieren und in einen stärkeren und ausgewogeneren Einklang zu bringen. Work-Life-Balance soll also letztlich dazu beitragen, eine ganzheitliche Lebensgestaltung von Mitarbeitenden nicht nur zu ermöglichen, sondern auch zu fördern. Eine vorrangige Aufgabe von Unternehmen ist es auch, Weiterbildungs- und Förderungsmassnahmen wenn immer möglich so zu wählen und zu konzpieren, dass sie private und berufliche Nutzenstiftung bieten.

 


 
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Leitbild und Konzept eines Work-Life-Balance Konzeptes

Ein Leitbild soll festhalten, was das Unternehmen im Zusammenhang mit der Work-Life-Balance anstrebt und wie es sich diesbezüglich selbst definiert. Bei der Formulierung sind alle Bereiche und Ebenen des Unternehmens mit einzubeziehen, um gemeinsame Werte zu schaffen. In Grossunternehmen kann diese Beteiligung nur exemplarisch erfolgen, für KMU mit bis zu 100 Mitarbeitern besteht die Möglichkeit, alle Mitglieder der Organisation in den Prozess mit einzubeziehen. Sowohl die Unternehmensführung als auch die Mitarbeiter müssen sich dabei die Fragen stellen:

  • Was verstehen wir unter Work-Life-Balance?
  • Was soll ein Work-Life-Balance-Konzept leisten?
  • Wie sieht eine ausgewogene Work-Life-Balance für uns aus?


Beispiel eines strategischen Hauptzieles

Durch die Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit ist eine Produktivitätssteigerung pro Arbeitsstunde von 2 % innerhalb der nächsten fünf Jahre zu generieren. Unter Berücksichtigung der identifizierten „harten“ und „weichen“ Problemdruckkriterien und unter Beachtung der ermittelten Rahmenbedingungen muss dieses Ziel nun spezifiziert werden. Es gilt dabei, sich auf wenige dringliche Ziele zu konzentrieren, die erreichbar und ebenso mess- und kontrollierbar sind. Durch die Unternehmensführung und die Führungskräfte ist zu entscheiden, in welchem Bereich der grösste Handlungsbedarf besteht, um das Ziel zu erreichen. Ein langfristiges Ziel für das Unternehmen kann für den beschriebenen Fall sein: Durch die Implementierung des Work-Life-Balance-Konzeptes sinkt innerhalb der nächsten drei Jahre die Fehlzeitenquote von heute 5,9 % auf 4,4 %.

Beispiele von Work-Life-Balance-Kennzahlen

  • Mitarbeiterzufriedenheit
  • Entwicklung der Fluktuation
  • Umsatz / Wertschöpfung / Produktivität
  • Leistungs- und Qualitätsfaktoren
  • Kundenzufriedenheit
  • Anzahl der Work-Life-Balance-Instrumente
  • Zufriedenheit der Mitarbeiter
  • Zufriedenheit mit Arbeitsplatz Ergonomie
  • Nutzungsgrad der Angebote
  • Kosten pro Nutzung einer WLB-Dienstleistung
  • Nutzungen nach Mitarbeitersegmenten
  • Mitarbeiterbindungs-Beitrag

Ziele und Nutzen für Mitarbeitende

  • Lebensqualität
  • Familienfreundlichkeit
  • Orts- und Zeitflexibilität
  • Zeitsouveränität
  • Unabhängigkeit
  • Gesundheitsförderung
  • Minimierung von Burnout Risiken
  • Wohlbefinden
  • Motivationssteigerung
  • Stressminderung
  • Steigerung der psychischen Stabilität

Leistungen und Vorteile für Arbeitgeber

  • Leistungsfähigkeit erhöhen
  • Handlungsspielräume schaffen
  • Arbeitskräftepotenzial steigern
  • Arbeitgebermarke stärken
  • Motivation fördern
  • Wertschätzung zeigen
  • Kreativität entwickeln
  • Verbesserung der Identifikation mit dem Unternehmen
  • Wesentlicher Beitrag zur Mitarbeiterbindung

 

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Wichtige Voraussetzungen

  • Konzept mit Zielen, Nutzen und Massnahmen erstellen
  • Prioritäten und Realisierungsphasen definieren
  • Budget nach Leistungsgruppen erstellen
  • Regelmässige Kosten-Nutzen-Analysen durchführen
  • Zielgruppen und Mitarbeitersegemente definieren
  • Unternehmensziele formulieren
  • Regelmässige Information und Kommunikation
  • Mitarbeiterbefragungen zu Leistungen durchführen
  • Akzeptanz und Nutzung periodisch prüfen
  • Intern vorhandene Ressourcen und Stärken nutzen
  • Aspekte des Employer Brandings einbeziehen

 

Mögliche Massnahmen und Leistungen


Arbeitszeit und Arbeitsplatz

  • Flexible Arbeitszeit, auch temporäre Teilzeitmodelle
  • Gewährung von Auszeiten wie Sabbaticals
  • Flexible Ferienregelungen
  • Heimarbeit und Teleheimarbeit
  • Jobsharing
  • Altersteilzeit
  • Flexibilisierungen nach Mitarbeitersegmenten
  • Flexibilisierungen nach Betriebszugehörigkeitsdauer
  • Saisonale Teilzeitarbeit
  • Stufenweise Pensionierungsmodelle
  • Vorgezoener Renteneintritt
  • Jahresarbeitszeit
  • Vertrauensarbeitszeit
  • Lebensarbeitszeit
  • Langzeitkonten

Familie und Privatleben

  • Steuer- und Rechtsberatung
  • Ferien- und Reisedienstleistungen
  • Referatreihen auch zu privaten Themen
  • Tag der offenen Tür für Angehörige
  • Kooperationsangebote (Wohnen, Reisen, Einkauf)
  • Errichtung bzw. Vermittlung von Kinderhütediensten
  • Persönlichkeitsbildende Kurse inkl. privatem Nutzen
  • Mitfinanzierung bestimmter privater Weiterbildungen
  • Pflegeurlaub oder -tage für kranke Angehörige
  • Kinderbetreuungseinrichtungen
  • Vergünstigte Einkaufsmöglichkeiten
  • Vorteilhafte Kreditbedingungen
  • Finanzierungshilfen bei definierten Privatprojekten
  • Organisation von Kinderbetreuungen durch Mitarbeitende

Gesundheit und Wohlbefinden

  • Gesundheitsprogramme und -aktivitäten
  • Medizinische Leistungen wie Vorsorgeuntersuchungen
  • Rückzugmöglichkeiten in Relax-Räume 
  • Therapeutische Vermittlungen in privaten Krisen
  • Sportliche Aktivitäten und Wellness-Angebote
  • Ernährungsberatung
  • Relax- und Powernapräume
  • Kostenlose Gesundheit Checks
  • Bewegungstrainings am Arbeitsplatz
  • Programme zur Stressbewältigung
  • Kinderbetreuung während Ferienzeiten
  • Fitnessraum
  • Alkoholismus- und Suchtberatung
  • Lauftreffs und Fitnessstudio-Mitgliedschaft

Job und Motivation

  • Qualifizierungsangebote
  • Wiedereinstiegsprogramme
  • Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung
  • Mentoring und Coaching
  • Förderprogramme
  • Förderung der Aging Workforce
  • Wahlmöglichkeit von Weiterbildungsmassnahmen
  • Mitbestimmung in der betrieblichen Weiterbildung
  • Betriebliche Sozialberatung
  • Krankenrückkehr- und Fürsorgegespräche
  • Betriebliches Eingliederungsmanagement
  • Sinnstiftungen von Job und Leistungen aufzeigen

 

Work-Life-Balance im Wandel gesellschaftlicher Einstellungen und Werte

Der Wandel gesellschaftlicher Einstellungen und Werte wirkt ebenfalls auf die Balance zwischen Beruf und Privatleben. So streben Frauen und Männer verstärkt nach mehr Lebensqualität und sie nehmen dafür teilweise auch Karriererisiken in Kauf oder suchen alternative Beschäftigungsformen. So wird eine Teilzeitbeschäftigung zu fast 60% mit persönlichen oder familiären Lebensbedingungen begründet. 

Auch der Stellenwert der Arbeit verändert sich so, wie sich auch die Lebensprioritäten von Mitarbeitendenden verändert, was Work-Life-Balance Konzepte vom Arbeitgeber beeinflussen sollte. Der Stellenwert der Bedürfnisse nach Sicherheit, Gesundheit, Wertschätzung, sozialen Beziehungen und Selbstverwirklichung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Das Familienbild des Alleinverdieners ist nicht mehr in Stein gemeisselt. Frauen müssen sich nicht weiter zwischen Karriere und Familieleben entscheiden und Männer wollen mehr Zeit für Familie und Privatleben haben.

 

 

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